Sind Garantien in der Altersvorsorge sinnvoll?

Viele Sparer legen großen Wert auf Garantien und Sicherheit bei der Altersvorsorge und Geldanlage. In Zeiten von Null- und Negativzinsen kann dies jedoch problematisch sein.

 

Bereits seit Jahren ist das Zinsumfeld schwierig, die Zinssituation hat sich weiterhin verschärft. Noch vor 2 Jahren gab es rund 1,5% bei 20-jährigen Anleihen, aktuell sind es null. Das zeigt, was an den Kapitalmärkten los ist und ist der Grund dafür, dass einige Versicherer sich von der hundertprozentigen Beitragsgarantie bei der Anlage der Kundengelder verabschieden.

 

Doch was bedeutet das jetzt für Kunden, die für ihr Alter vorsorgen möchten und Wert auf Sicherheit legen. Betrachten wir hier das sog. Magische Dreieck der Geldanlage welches drei miteinander konkurrierende Ziele bei der Geldanlage beschreibt: Sicherheit meint dabei den Erhalt des eingesetzten Kapitals, Verfügbarkeit (Liquidität) wie schnell über das Vermögen verfügt werden kann, und Rendite (Rentabilität) meint den Ertrag den die Anlage über den Zeitraum erzielt.

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Konkurrierend meint hier, dass nicht alle Ziele gleichzeitig erreicht werden können und ein mehr an Sicherheit zu Lasten der Rendite geht und umgekehrt. Sicherheit kann jedoch auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Das wichtigste ist die Diversifikation oder Streuung der Anlagen. Eine alte Börsenweisheit lautet: Nicht alle Eier in einen Korb. Durch Streuung werden Verluste einzelner Anlagen mit den Gewinnen/Erträgen von anderen ausgeglichen. Ein Problem, welches immer noch in den Köpfen vieler Anleger existiert ist, dass ihnen Sicherheit bei der Altersvorsorge wichtig ist, und sie Garantien meinen. Aufgrund der oben bereits beschriebenen Zinssituation an den Kapitalmärkten führt eine Garantie der eingezahlten Beiträge jedoch langfristig nicht zu Sicherheit sondern zu Verlust. Wie kann das sein?

 

Betrachtet man die Wertentwicklung einer monatlichen Sparrate von 100€ über einen Zeitraum von 25 Jahren so ergeben sich bei unterschiedlichen Zinssätzen folgende Guthaben:

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Was bei einer Betrachtung über einen Zeitraum von 25 Jahren jedoch nicht unberücksichtigt bleiben darf, ist die Inflation (Preisentwicklung). Von 2001 bis 2020 lag die Inflationsrate bei ungefähr 1,45% pro Jahr. Das bedeutet, dass Geld auf dem Sparbuch zu 0% garantiert nach 25 Jahren zu einem Verlust (=Kaufkraftverlust) führen wird oder bezogen auf die oben genannten Zinssätze unter Berücksichtigung von 1,45% Inflation folgendes ergibt:

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Vereinbart man bei seiner Altersvorsorge -worauf VerbraucherschützerInnen drängen- eine hundertprozentige Beitragsgarantie während der gesamten Laufzeit, also auch während der Sparphase, schränkt dies den Anlagehorizont der Versicherer massiv ein. Sie können gar nicht anders, als in garantierte und vermeintlich sichere Anlagen zu investieren. Besser wäre es, wenn der Versicherer die Garantie erst zu einem fernen Zeitpunkt sicherstellen müsste, denn dies ist mit einer vorausschauenden Anlagepolitik umsetzbar.

 

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Wie bereits oben beschrieben wird Sicherheit in der derzeitigen Zinssituation nicht durch Garantien sondern durch Streuung oder Diversifikation erreicht. In dem Vermögen auf verschiedene Anlageklassen aufgeteilt wird, gleichen sich Schwankungen aus. Außerdem kann die Zeit nicht nur negativ (Kaufkraftverlust durch Inflation), sondern auch positiv sein. Denn natürlich schwanken Aktienwerte oder der Wert des Vermögens insgesamt. Gehen die Kurse nach unten ist dies ein Buchverlust. Dieser wird jedoch erst zum tatsächlichen Verlust, sobald ein tatsächlicher Verkauf stattfindet. Daher sollte zu jeder Zeit ein sogenannter Notgroschen zur Verfügung stehen, um in diesen Phasen eben nicht verkaufen zu müssen, sondern eine Erholung an der Börse abwarten zu können. Auch die Sorge, dass der Rentenbeginn genau in eine solche Phase (Talfahrt) fällt ist unbegründet. Denn zum Rentenbeginn besteht ja nicht die Notwendigkeit an einem Tag über sein gesamtes Vermögen verfügen zu müssen, sondern -genau wie während der Ansparphase- werden auch in der Rentenphase kontinuierliche Entnahmen in monatlichen Raten benötigt. Über die lange Zeit sind somit auch hier Schwankungen unerheblich. Eine breit aufgestellte Diversifikation bringt daher Sicherheit, ist zwar langweiliger, als mit einer Aktie zu spekulieren, sorgt aber garantiert für ruhige Nächte.

Titelbild: Micheile Henderson